Sonic Adventure (Test)
Sonic Adventure geht einen anderen Weg als seine Vorgänger. Es ist der erste große Sonic-Titel in 3D (ja, es gab Sonic R) und es bricht auch mit der Tradition des Jump&Run, das klassischerweise direkt aufeinander folgende Level bietet.
Es waren einmal
...die sieben Chaos Edelsteine, die älter als die Zeit sind, und ihrem Besitzer unglaubliche Macht und Kraft geben. Kein Wunder das Sonics Erzfeind Dr. Robotnik (den Sonic wegen seiner Körperform spöttisch Dr. Eggman nennt) sich diese Steine aneignen will. Mit allen sieben Steinen könnte er das perfekte Chaos erzeugen. Chaos ist ein Monster das aus einer polymorphen Substanz besteht, also einer Flüssigkeit, die es nach belieben formen kann. Die Chaos Edelsteine kann es in seinem Körper einbetten und je mehr Edelsteine in ihm schwimmen, um so größer und gefährlicher wird Chaos. Es gab eine Zeit in der es alle sieben Steine in sich vereinigte und eine gesamte Zivilisation auslöschte. Dr. Robotnik will Chaos diese Macht wieder geben um damit die ultimative Waffe zu kreieren. Doch hat Dr. Robotnik bisher nur einen Stein, den er in den Trümmern der ausgelöschten Zivilisation fand, zusammen mit der "Pfütze" die einst das mächtige Chaos war. Durch eine antike Zeichnung weiß Dr. Robonik, das er nur die wahre Kraft der sieben Steine entfalten kann, wenn er alle beisammen hat. Damit kann er Sonic und Tails besiegen, die ihn und seine mechanisierten Sklaven immer wieder in die Schranken verweisen konnten und die Weltherrschaft an sich reissen. Schon die Macht von Chaos mit nur einem Stein in dessen glibberigen Riesenkörper reicht, um Angst und Schrecken in der Stadt zu verbreiten. Gewehrkugeln der Polizei sind machtlos gegen Chaos. Dr. Robotniks altbekannte Armee der Roboter hilft zusätzlich dabei, seine Pläne umzusetzen. Ein fliegendes Kriegsschiff ist seine mobile Basis. Doch Sonic schaut diesem Treiben nicht tatenlos zu...
Das Spiel
Das Intro ist wunderbar in Szene gesetzt. Danach findet man Sonic in einer Stadt wieder. Die Proportionen der Fahrzeuge, Figuren und Häuser stimmen zwar nicht so ganz, trotzdem ist es ein toller Anblick den blauen Igel als dreidimensionales Objekt zu sehen. Man kann sich frei in der Stadt bewegen, auch wenn natürliche Grenzen (Meer, Straßenführung, Wände) dem Sightseeing enge Grenzen setzen. Nach kurzer Zeit wird man unweigerlich auf Chaos treffen. Das Wesen ist halb transparent. In seinem Inneren sieht man den Chaos Stein, kleine Blasen steigen in seiner Körperflüssigkeit auf. Sehr cool! Hier fällt zum ersten mal die etwas hektische Kameraführung auf. Man kann sich daran aber gewöhnen und dieser erste Kampf ist so schnell erledigt, das er nur zur Einführung dient. Im Gegensatz zu früheren Abenteuern wird man nicht automatisch von Level zu Level transportiert sondern hat ähnlich wie bei Mario64 am N64 die Möglichkeit (sofern man ein paar Bedingungen erfüllt hat) die Level in relativ beliebiger Reihenfolge zu meistern. Auch kann man bereits erledigte Level nochmals spielen um z.B. vergessene oder versteckte Boni zu sammeln.
Der erste richtige Level ist eine Freude für die Sinne. In butterweichen 50 bzw. 60 Bildern pro Sekunde flitzt man an einem tropischen Strand entlang, rennt über Stege, durch Loopings und auf Hügel. Sonic springt und dreht sich und man merkt schon nach kurzer Zeit wie unglaublich schnell Sonic rennen kann. Das alte Geschwindigkeitsgefühl früherer Sonic-Teile kommt auf, doch in 3D ist es beeindruckender als damals. Wenn dann noch Delphin und ein Orca Schwertwal über einen springen, ist die Atmosphäre perfekt. Das wäre alles ganz grandios, wenn nicht die Kameraführung gelegentlich so verwirrend wäre. Nicht nur das sie schlagartig die Blickrichtung ändert, es kommt auch vor das sie entweder eine besonders ungünstige Position einnimmt oder das man Sonic selber gar nicht mehr sieht weil er durch andere Objekte verdeckt wird. Sega ist sich des Problems bewußt und hat die Möglichkeit eingebaut, die Kamera per Hand selber um die Spielfigur zu drehen. Das ist aber eine Notlösung und nicht sehr elegant.
Was damals ebenfalls neu in Sonic Adventure war, sind die Charaktere E-102, ein Roboter von Dr. Eggman der dessen teuflischen Pläne nicht mehr unterstützen will und Big Cat, die ihren Lieblingsfrosch fangen will, der die Chaossteine gefressen hat.
Die Grafik war für damalige Verhältnisse wirklich gelungen. Das Geschwindigkeitsgefühl ist genial. Man rast durch Spiralen und Loopings, über riesige Flächen und an gigantischen Häusern und mechanischen Ungetümen vorbei. Wirklich ein Augenschmaus. Doch auch das hat seinen Nachteil. Man hat manchmal das Gefühl im Grunde gar nicht mehr wirklich zu steuern. Zwar merkt man schon das man abstürzt oder falsch springt wenn man das Joypad zur Seite legt und wirklich nichts mehr tut, aber in den meisten High-Speed Sequenzen muss man lediglich darauf achten das Sonic ungefähr in die richtige Richtung rennt. Die Beschleunigungspads, Banden und eine gewisse Eigendynamik erledigen dann den Rest.
Das Spielgeschehen wird immer wieder durch Zwischeneinlagen, wie etwa Snowboard fahren oder Flippern, aufgelockert. Zwar kommen diese Minispiele qualitativ nicht an "richtige" Spiele dieses Genres heran, sind aber durchaus unterhaltsam und immer wieder eine willkommene Abwechslung.