Warez-Szene
Bitte lest unseren Standpunkt zur Warez-Szene, bevor ihr mit diesem Artikel forfahrt.
Die Warez-Szene, oft auch Scene oder The Scene genannt, ist ein lose verknüpftes Netzwerk von Personen, die im Internet FTP-Server betreiben, über die sog. Releases, d.h. Schwarzkopien von Programmen, Filmen, Spielen, Musik und anderem nach strengen Regeln getauscht werden. Meist werden vorher Kopierschutzmechanismen ausgehebelt.
Die Mitglieder des Netzwerkes sind untereinander in Gruppen (oft auch englisch Groups) organisiert. Ein FTP-Server der Szene mit angeschlossenen IRC-Channels wird Site genannt. Von dort gelangen die "Releases", also gecrackte Programme, auch schnell in andere Bereiche des Internets. Dies gehört dann aber nicht mehr zur "Scene", die eigentlich nur die Ersteller von Schwarzkopien sowie ausgewählte "Sites" umfasst. Diese Szene versucht sich bewusst vom Rest der Internets abzukapseln und es ist sehr schwer als Neuling in die "Scene" zu gelangen.
In der Szene gibt es auch so etwas wie eine Art Ethik: "Released" wird in der Szene, um zu zeigen, dass eine Gruppe die schnellste, mit den besten Releases ist. Den "Szenern" geht es gar nicht darum, die Programme selbst zu nutzen, sondern sie möchten ihre Fähigkeiten was das Knacken von Kopierschutz oder sonstigen Schutzmaßnahmen angeht öffentlich zur Schau stellen. Oft werden gecrackte Spiele, sonstige Programme oder auch Filme schon vor der offiziellen Veröffentlichung von Gruppen ins Netz gestellt. Dies verschafft Szene-Gruppen dann besonderes Ansehen. Häufig fügten Gruppen ihren Veröffentlichungen noch ein sogenanntes Cracktro (auch Intros genannt) bei. Dies war meist eine Animation in der die Cracker noch einmal ihr Können zeigten. Oft wurden in Cracktros auch befreundete Gruppen und Szener gegrüßt. So gut wie immer wurde auch eine NFO-Datei beigelegt. Diese Dateien enthielten Infos zur gecrackten Software, Neuigkeiten aus der Gruppe und auch wieder Grüße an andere Angehörige der Szene.
Immer wieder werden Mitglieder der Warez-Szene verhaftet, da sie eindeutig gegen Urheberrechtsgesetze verstoßen. Aus der Warez-Szene ging schließlich auch die Demoszene hervor. Für viele Szener ist die Warez-Szene sogar eine Art Subkultur.
Auf der Dreamcast
Auch auf der Dreamcast war die Warez-Szene aktiv. Die Verbreitung von Raubkopien wurde mit der Zeit sogar zu einem echten Problem für SEGA und andere Entwickler von Dreamcast-Software. Jedes kommerziell veröffentlichte Dreamcast-Spiel fand irgendwie seinen Weg ins Netz. Auch Indie-Spiele, wie etwa Last Hope oder DUX, blieben davon nicht verschont und wurden ins Internet gestellt.
Alles Begann am 22. Juni 2000, als die deutsche Gruppe UTOPiA die die Utopia BootCD veröffentlichte. Mit dieser Bootdisk ließen sich Raubkopien ohne Modchip auf der Dreamcast starten. Diese konnten auf handelsübliche CD-Rs gebrannt werden und dann auf der Dreamcast gespielt werden. Dies funktionierte, da die Dreamcast neben dem eigenen Speichermedium GD-ROM auch den Mil-CD-Standard unterstützte. Mit Dead or Alive 2 veröffentlichte UTOPiA auch die erste Raubkopie eines Dreamcast-Spiels.
Dies leitete dann einen regelrechten Raubkopien-Boom auf der Dreamcast ein. Nur wenige Tage nach der Utopia BootCD waren schon viele andere Gruppen dabei Dreamcast-Cracks zu veröffentlichen. Um UTOPiA selbst wurde es schon bald still, angeblich sollen einige Mitglieder der Gruppe im Juli 2000 von der deutschen Polizei verhaftet worden sein. Ob es danach wirklich zu einer rechtlichen Auseinandersetzung mit SEGA kam ist unbekannt. In der Warez-Szene der Dreamcast übernahmen aber ohnehin nur wenige Tage später andere Gruppen das Ruder, die ihrerseits weitere Cracks veröffentlichten. Dazu gehörten insbesondere Kalisto, Echelon und HOOLiGANS, aber auch Gruppen wie ACCESSION, GeNiuS, Alpax, DrastiC, WBS, ALPAX, Lailas, PARADiSO, Segamax, WjR, Accession, iNFiNiTY und viele, viele weitere.
Dies hatte jedoch einen Haken: Dreamcast-Spiele wurden auf GD-ROMs ausgeliefert, die eine Speicherkapazität von 1,2 GB hatten. Eine normale CD-ROM, auf die auch Dreamcast-Raubkopien gebrannt wurden, hat aber nur eine Kapazität von 700 MB. Zwar nutzen viele Spiele nicht die vollen 1,2 GB, andere Titel taten das aber doch. Damit diese Schwarzkopien dann doch auf eine CD-ROM passten, mussten Qualitätsminderungen in Kauf genommen werden. So setzten die Cracker die Auflösung von Videosequenzen herab, löschten die Credits oder komprimierten Texturen.
Ab Mitte 2000, also unmittelbar nach Veröffentlichung der Utopia BootCD, wurden sofort zahlreiche Websites gegründet, die sich hauptsächlich der Warez-Szene widmeten. Meist berichteten diese Websites nur über die "Szene", boten technische Informationen, hatten aber selbst keinerlei Downloads zu Dreamcast-Raubkopien. Eine der allerersten Seiten dieser Art war dcisos.com, das aber schon im Herbst 2000 durch SEGA geschlossen wurde. Die bekannteste Website zum Thema Dreamcast-Warez war DCWarez.com, das auch Homebrew-Projekte wie Boob! oder Sintendo hostete. Zur selben Zeit begann sich nämlich auch die Homebrew-Szene langsam aber sicher zu entwickeln. Neben DCWarez.com sind auch isonews.com und im deutschsprachigen Raum noch dcisos.de und kreatiVs dreamcaster board zu nennen, die alle eine ähnliche Ausrichtung hatten.
Nachdem die Dreamcast-Produktion Anfang 2001 eingestellt worden war, wurden auch neue Dreamcast-Spiele seltener. Das Jahr 2001 über waren Warez-Gruppen noch sehr aktiv auf der Dreamcast, gegen Ende des Jahres wurden es aber merklich weniger. Besonders größere und bekanntere Gruppen verloren zunehmend das Interesse an der Dreamcast, kleinere Gruppen dominierten mehr und mehr die Warez-Szene der Dreamcast. Auch nachdem die letzten großen Dreamcast-Titel in Europa und Nordamerika erschienen waren, kannte die Warez-Szene keine Gnade mit neuen Dreamcast-Spielen. Ab etwa 2002 hatten sich fast alle größeren Gruppen von der Dreamcast zurückgezogen.
Aber auch danach wanderte so gut wie jedes Dreamcast-Spiel ins Netz. Besonders für Indie-Games und Unternehmen wie NG:DEV.TEAM oder redspotgames, deren Absätze ohnehin nur gering sind, ist dies hart und schädigend.