Border Down Vs. Ikaruga
Die Kontrahenten: Darf ich vorstellen?
Ikaruga und Border Down. Beide Spiele erschienen erst recht spät für SEGAs Kultkonsole und können wohl zu den 2D-Shootern gezählt werden. BorderDown erschien 2003, Ikaruga kam 2002 heraus. Die zwei Titel erschienen also lange nach dem Dreamcast-Produktionsstopp. Wie bei 2D-Shootern für den Dreamcast nicht anders zu erwarten, handelt es sich bei beiden um Nachfolger von beliebten Arcade-Spielen, die bereits in japanischen Spielhallen zu sehen waren. Die Spiele sind beide absolute Sammlerstücke und nur als Japan-Importe für den Dreamcast erhältlich. Hier stehen sie im direkten Vergleich. Lasst die Spiele beginnnen!
Die Grundidee
Knall sie ab, bevor sie dich abknallen.
Ikaruga - Chapter 2 Hier sticht Ikaruga besonders heraus. Alles basiert auf den 2 Farben Schwarz und Weiß (...ja, okay, das sind eigentlich keine "Farben"). Das eigene Schiff kann auf Knopfdruck zwischen diesen Farben wechseln. Das ist sinnvoll, weil die Gegner mit schwarzen und weißen Kugeln schießen, je nach Farbe der Gegner. Ist man zum Beispiel im weißen Modus, sind die weißen Kugeln Energie und sollten eingesammelt werden, während die schwarzen Kugeln schädlich sind. Die gesammelte Energie kann dann für eine Entladung von Lenktorpedos benutzt werden.
Border Down - Stage 1
BorderDown kommt eher mit einem gewöhnlichen "Kampfsystem", das zwar unkomplizierter aber umfangreicher ist. Man hat einen normalen Schuss, den man entweder gebündelt nach vorn schießt oder als Lenkraketen in alle Richtungen feuert. Die Stärke des Schusses entspricht dem Ladestatus einer Energiebatterie, die sich während des Kampfes immer weiter auflädt. Je voller die Batterie, umso stärker der Schuss. Die gespeicherte Energie kann dann in Form eines BreakLasers abgefeuert werden. Anders als bei Ikaruga haben wir hier also 3 Waffensysteme. Der Rest ist eigentlich nur Geballer, während man den gegnerischen Kugelsalven ausweicht. Zusätzlich kann man bei BorderDown aber noch die Geschwindigkeit des Schiffes regeln, das ist vor allem bei Ausweichaktionen bei grossen Kugelsalven wichtig, denn so kann man bei langsamer Geschwindigkeit genauer fliegen.
Spielumfang
15:120
Ikaruga hinkt seinem Kontrahenten in diesem Fall eindeutig hinterher. Das Spiel bietet 5 Kapitel (Spielsequenzen), in denen eine Route durch eine 3D-Landschaft geflogen wird, während man in 2D rumballert. Der Weg durch diese 3D-Landschaft ist fest vorbestimmt und ändert sich auch nicht mit anderen Spielmodi - wenn man überhaupt von Spielmodi sprechen kann: Es gibt 3 Schwierigkeitsgrade, die sich im Verhalten und teilweise Vorkommen der Gegner widerspiegeln. Der Bildschirm jagt einen pausenlos durch die Kapitel und so hat man alle Kapitel, wenn man sie denn lebendig übersteht, innerhalb von ca. einer halben Stunde durch. Natürlich dauert es eine gewisse Zeit, bis man mal so lange durchhält. Aber ab einer bestimmten Spielzeit steigen die Continues, bis man zuletzt das Freeplay (unendlich Continues) erspielt hat. Dann ist es kaum ein Problem, durch zu kommen. Durch die unendlichen Continues stirbt man sich irgendwie durch. Für weiteren Spielanreiz sorgen 4 freispielbare Optionspunkte.
BorderDown lässt den Spieler erstmal zu Beginn zwischen der ursprünglischen Arcade-Version und der speziellen Dreamcast-Remix-Version wählen. Die Remix-Version ist eine überarbeitete Version des Arcade-Shooters und bietet unter anderem andere Gegnerformationen. Auch hier fliegt ihr über vorbestimmte Routen durch 3D-Welten, jedoch mit 3 Routen pro Stage. Es gibt 3 Schiffe, von denen jedes seinen eigenen Weg fliegt. Befindet man sich auf dem grünen Border, steuert man Schiff Nr.1. Wird man abgeschossen, wechselt man zum gelben Border (deshalb: "Border Down"). Jetzt fliegt man die Route von Schiff Nr.2, je nachdem wann Schiff Nr.1 angeknallt wurde vom Anfang der Stage oder mittendrin. (Jede Stage hat 3 Kontrollpunkte) Stirbt man auf dem gelben Border, kommt man zu Schiff Nr.3 auf dem roten Border. Fällt man auch vom roten Border, ist das Spiel vorbei. Man hat also nur 3 Leben. Interessant ist hierbei, dass jedes Schiff sich woanders befindet. Beispiel: Auf dem grünen Border explodiert im ersten Abschnitt einer Stage ein grosses Mutterschiff, weil man es vielleicht sogar selber abgeschossen hat. Fliegt man den gleichen Abschnitt der Stage auf dem gelben Border, sieht man die Explosion irgendwo im Hintergrund. Soweit zu diesem, im Vergleich zu Ikaruga, komplizierten Levelsystem.
Zusammengefasst ist in BorderDown ist vielfältiger und bunter, während man bei Ikaruga mehr auf die Schlichtheit gesetzt hat, die im Gesamteindruck natürlich auch ihre Reize hat.
Grafik und Design
Schnell oder schön? ...oder beides?
Ikaruga - Chapter 3
Und hier schlägt die Schlichtheit von Ikaruga zu. Alles wirkt passend. Die Farben übermitteln eine erstklassige Atmosphäre. Das Schiff, das man steuert, sowie die Gegner haben praktisch keine Ecken und Kanten. Alles ist mit wunderschönen Texturen überzogen. Die Spielgeschwindigkeit bleibt stetig konstant, kein ruckeln, keine Dia-Show-Einlagen, unglaublich schnell. Während des Kampfes werden Explosionen entfacht, die einfach mal klasse animiert sind. Die gewaltigen Explosionen der Bosse zwingen dann aber doch die Dreamcast zur SlowMotion. Das sieht dann dennoch immer noch flüssig aus und ruckelt nicht. Grafisch habe ich rein gar nichts auszusetzen. Fast perfekt.
Border Down - Stage 1
Wie gesagt, designtechnisch nicht so schön wie Ikaruga, aber das ist Ansichtssache. Die Gegner sehen nicht so detailverliebt aus wie bei Ikaruga, was aber nicht besonders stört. Man muss sie ja ohnehin abknallen. Hat man sie dann mal getroffen, gibt es ein kleines Explosiönchen und sie zerfallen in ihre Einzelteile. Sieht schöner aus als in Ikaruga. Und auch alle anderen Effekte sehen schön aus (man beachte das Bild links). Die großen Explosionen allerdings hat man so ziemlich verbockt. Erstens wird mal wieder die SlowMotion-Funktion der DC eingeschaltet, was ja nicht so tragisch ist (passiert sowieso nur am Ende vom Boss), aber, und das ist der zweite Punkt, sind diese schlecht animiert... im direkten Vergleich nicht so professionell wie Ikaruga. Man kann aber darüber hinwegsehen, denn die Hintergründe sind mindestens genauso schön wie in Ikaruga, und vor allem abwechslungsreicher.
Sound
Ein Traum für die Ohren!
Grandios!!! Fangen wir wieder bei Ikaruga an. Das Spiel ist teils der Hintergrundmusik angepasst, d.h. bestimmte Ereignisse wurden musikalisch passend untermalt. Die Musik ist wohl eher orchestralisch einzuordnen. Also sehr stimmungsvoll und praktisch an jede Situation angepasst. Mal ruhig, mal schnell.... Ich empfehle jedem über 15 Stunden zu zocken, denn dann hat man den Soundtrack freigespielt. Über die Soundeffekte kann man in beiden Fällen nicht meckern. BorderDown fährt da soundmäßig eine andere, nicht minder gute Schiene. Das Angebot reicht von elektronischer Musik bis Orchester. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als mich mitten in einer schnellen Spielszene entspannte Jazzmusik begleitete. Für jede Stage gibt es auch nochmal unterschiedliche Musikstücke, die sich je nach Modus unterscheiden.
Die Entscheidung
... ist euch überlassen!
Das Spielerlebnis ist wohl bei beiden genauso groß. Ikaruga fesselt nicht so lange: Schnell hat man auch den letzten Boss besiegt, wenn auch mit unendlich Continues. Nur die, die etwas von sich halten, versuchen noch, für den Highscore wenigstens auf "easy" ohne Continues durchzuzocken. Das ist in BorderDown eigentlich nicht anders. Hier gibt es ja auch das Freeplay, doch kann man es hier auch ausschalten. (was einem eigentlich nur das Wegdrücken der Continuefrage erspart) Die Langzeitmotivation steigt aber einerseits noch durch die 2 Spielmodi, den Übungsmodus, in dem man schon gespielte Stages direkt anwählen kann, und andererseits einer Tatsache, die mich bis jetzt noch nicht losgelassen hat. Was es genau ist, verrate ich nicht, nur soviel: ....also wenn ich micht nicht irre, gibt es mindestens 2 Endings.
Letztendlich sind natürlich beide Spiele Perlen in der Dreamcastwelt. Für die, die nur ein Spiel erwerben wollen gilt: Ikaruga bietet mehr fürs Auge. BorderDown spielt man länger. Das Ohr wird bei beiden verwöhnt. Und eure Finger würden es euch danken, wenn ihr euch für keins von beiden entscheidet.
Text: Metallix | Screenshots: www.treasure-inc.co.jp und www.grev.co.jp |