Phantasy Star Online (Test)
Phantasy Star Online | ||
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Genre | Rollenspiel | |
Erschienen | 21.12.2000 29.01.2001 23.02.2001 | |
Entwickler | Sonic Team | |
Vertrieb | SEGA | |
Online-Funktionen | Nein | |
Spieler | 1 | |
Kompatibel mit | VMU, VGA-Box, Tastatur Vibration Pack | |
Mehr Infos | Weitere Daten |
Phantasy Star Online gilt nicht zuletzt wegen seiner Online-Funktionen als einer der bekanntesten Dreamcast-Titel. Doch ist das erste Online-Rollenspiel für eine Spielkonsole wirklich so überzeugend? Wir sagen ganz deutlich: Ja.
Hinweis: Der Test wurde mit Phantasy Star Online durchgeführt. Spielerisch ist der Titel jedoch weitgehend identisch mit Phantasy Star Online Ver. 2 und kann daher auch auf dieses Spiel bezogen werden.
Handlung
Die Menschen in "Phantasy Star Online" fliehen von ihrem im Sterben begriffenen Heimatplaneten, um sich auf Ragol ein neues Zuhause zu schaffen. Sieben Jahre ist es her, seit die Pioneer-1 die ersten Siedler auf Ragol gebracht hat. Diese machten den unbewohnten Planeten urbar und bauten den "Central Dome", um den herum die ersten Siedlungen entstanden.
Kurz bevor die Pioneer-2 nun zur Landung ansetzen will, sorgt allerdings eine gewaltige Explosion auf der Planetenoberfläche dafür, dass der Kontakt plötzlich abbricht und von den Bewohnern auf Ragol kein Laut mehr zu hören ist. Von einem Moment auf den anderen scheinen alle wie vom Erdboden verschluckt zu sein, so dass sich der Patriarch des Emigranten-Raumschiffes gezwungen sieht, Suchtrupps loszuschicken, welche die Lage sondieren und herausbekommen sollen, was auf Ragol eigentlich passiert ist...
Anfänge
An dieser Stelle steigt der Spieler in die Handlung ein; zunächst muss allerdings der eigene Avatar erst mal erschaffen werden. Vom Start an hat man die Auswahl aus drei verschiedenen Rassen, welche ihrerseits noch mal in drei Jobklassen unterteilt sind, die sich in ihren Fähigkeiten sowie Stärken und Schwächen stark unterscheiden. Während die mächtigen Androiden-Kampfroboter versiert in jeder Art von Waffenbenutzung sind, sind die "Force"-Leute ungeschlagen, was Defensivtechniken und Magie betrifft. Während Erstere allerdings auf Spezialtechniken verzichten müssen, können die zuletzt Genannten nicht viele Waffen verwenden und sollten im Kampf eher vorsichtig sein usw.
Hat man sich für eine Rasse und einen Job entschieden, geht's ans Äußere des neuen Recken, wobei man trotz relativ einfachem Interface neben Frisur, Hautfarbe und Köpermaß so ziemlich alles Wichtige selbst gestalten kann. So ist von Afrofrisur und Sonnenbrille über hünenhafte Mechroboter bis zu zöpfchentragenden Kindern mit großen Anime-Augen so ziemlich alles drin; der Fantasie kann man hier freien Lauf lassen. Hier fällt das japanische Design der Figuren auf, die sich deutlich von westlichen RPG-Charakteren unterscheiden. Generell ist das Artwork sehr gelungen und erinnert an einschlägige Science-Fiction-Animes der besten Sorte.
Hat man seinem Charakter nun noch einen Namen gegeben, kann's auch schon losgehen, und man wird direkt in das imposante Headquarter des Patriarchen gebeamt, wo jener dann die ersten Missionsbriefings ausgibt. Zunächst geht es darum, das Gebiet um den Central Dome zu erforschen und die Tochter des Prinizipals zu finden, welche auf dem Planeten seit der Explosion verschollen ist.
Spielprinzip
Pioneer-2, das derzeit seine Runden um Ragol dreht, ist jedoch kein bloßes Raumschiff, sondern eine ganze Weltraumstadt. An Bord gibt es einen Shop, ein "Krankenhaus", eine Bank, die für die Verwaltung der Items verantwortlich ist und die schon aus früheren "Phantasy Star"-Teilen bekannte "Hunters Guild", in der man diverse Jobs (Quests) auf der Planetenoberfläche angeboten bekommt. Mittels Teleportern gelangt ihr von dort auch auf die Oberfläche von Ragol. Und wie sich schnell herausstellt, wimmelt es dort von Monstern und sonstigen üblen Kreaturen.
Die Oberfläche von Ragol, bzw. die dortigen Dungeons, sind jedoch recht schön gestaltet. Flora und Fauna des Planeten Ragol sind schön animiert. Verglichen mit heute modernen Titeln kann PSO natürlich nicht mithalten, doch für die Verhältnisse von Anno 2001 war die Grafik sehr gut gelungen.
Überall schießen wildgewordene Bären, bedrohliche Wölfe oder giftige Insekten spuckende Pflanzen aus der Erde. Während die ersten Feinde, denen man begegnet, noch sehr langsam und mit Distanzwaffen noch ohne Probleme aus der Entfernung zu erledigen sind, bedeuten schon die Wölfe eine größere Herausforderung, da diese immerzu um den Spieler herumschleichen, bis sie ihre Chance wittern und den Ahnungslosen von hinten anspringen. Zum Glück lässt sich die Kamera jederzeit mit Druck auf einen Schulterbutton hinter den eigenen Polygonrecken bringen, so dass selbst in der größten Hektik nie wirklich Unübersichtlichkeit aufkommt, selbst wenn vor lauter bildschirmfüllenden Monstern und Effektgewitter der Fernseher bebt. Gekämpft wird in Echtzeit, wobei ein Auto-Lock-System dafür sorgt, dass man auch mit Pad gezielt angreifen kann, allerdings ist diese "Zielautomatik" nicht in Stein gemeißelt. Ohne vernünftiges Zielen kommt man nicht weit.
Die vier Actionbuttons sind zweifach belegt und können frei mit verschieden starken Angriffen, Zaubern, Items oder Specials belegt werden, um dann im Kampf schnell einsatzbereit zu sein. Verschiedene Button-Kombinationen können Combos ergeben, welche für durchschlagskräftigere Angriffe sorgen.
Alleine auf Ragol
Die Quests der "Hunters Guild" bilden den Kern des Offline-Modus von Phantasy Star Online, da der Spieler hier nicht nur in die Spielmechanik eingeführt, sondern auch die Geschichte anhand der verschiedenen Quests weitererzählt wird. Ansonsten besteht noch die Möglichkeit, ohne jeden Auftrag den Planeten frei zu erforschen, Monster zu besiegen und den eigenen Charakter aufzuleveln. Eine gute Möglichkeit, um genug Erfahrungspunkte zu sammeln, so dass man im Online-Modus mithalten kann, denn eins ist von Anfang an klar: Wie der Name schon zu verstehen gibt, ist "Phantasy Star Online" hauptsächlich ein Online-Spiel, dessen Offline-Modus im Prinzip nur eine (wenn auch interessante) Beigabe ist.
Wer also planen sollte, dass Spiel hauptsächlich offline zu spielen, kann von der Wertung locker 1 bis 1,5 Punkte abziehen, denn offline hat das Spiel auf längere Sicht nicht allzuviel zu bieten. Hat man die vier Dungeons gesehen und alle Aufträge erledigt, ist Schluss und eine Storydichte und erzählerische Raffinesse wie in herkömmlichen Top-RPGs sollte man nicht erwarten. Das Hauptaugenmerk liegt ganz klar auf dem Online-Modus.
Online-Modus
Ist man jedoch online, spielt "Phantasy Star Online" alle Trümpfe aus. Sobald man es geschafft hat, sich im Netzwerk einzuloggen, was durch die Verwendung von jedem Spiel beiliegenden Passwörtern und Access Keys geschieht und Raupkopierern somit keine Chance lässt, wählt man einen Server (Europa/USA/Japan) sowie eine Lobby aus und wird flugs dorthin gebeamt. Die Lobbys dienen als Kommunikations-Zentrale. Hier kann man sich kennenlernen, Teams aus bis zu vier Spielern bilden, sich die vielen fantasievoll gestalteten Mitspieler betrachten und chatten.
Haben sich nun Spieler gefunden, die sich sympathisch sind und ein Team zusammen bilden wollen, können so genannte Guildcards ausgetauscht werden, von denen jeder Spieler je eine besitzt. Hat man eine Guildcard eines anderen Spielers bekommen, ist dieser von nun an jederzeit wieder auffindbar, sobald er oder sie online ist, mittels Shortmail kann man sogar kleine Emails verschicken und empfangen. Somit ist gesichert, dass man einmal gefundene Mitspieler nicht aus den Augen verliert Ist ein Team zusammengestellt und benannt, geht's an den virtuellen "Counter" der Lobby, welcher die Recken dann direkt ins Spiel teleportiert. Nun kann man noch gemeinsam einkaufen, Items tauschen sowie ein kleines Pläuschchen abhalten, und dann kann's schon losgehen.
Neben dem freien Erforschen, gibt es auch online Quests zu lösen, die je nach Schwierigkeitsstufe unterschiedlich sind und dem Spieler entgegen der vollkommen offenen Struktur herkömmlicher Online-RPGs das Gefühl geben, innerhalb einer virtuellen Welt zusammen ein Abenteuer zu bestehen. "Phantasy Star Online" setzt voll und ganz auf den Community-Aspekt, was auch beinhaltet, dass sich die Spieler nicht gegenseitig verletzen oder gar töten können. Leider gibt es darum auch keine Death-Matches oder sonstige kompetitive Spielmodi.
Insbesondere zur Blütezeit von PSO gab es aber Cheater, die ihren Mitspielern durch fiese Tricks aber schlimm zugesetzt haben oder sich Vorteile "ercheatet" haben. Wer damals etwa auf Titan 8 dabei war, weiß wovon ich spreche. Jetzt, wo PSO eigentlich nur noch von einer kleinen Fangemeinde gespielt wurde, ist dieses Cheatproblem aber so gut wie nicht mehr vorhanden.
So besteht der hauptsächliche Reiz von "Phantasy Star Online" im Aufleveln des eigenen Charakters, sowie der Jagd nach seltenen Items und auch in der Kommunikation. Durch das "Wordselect"-System haben die Entwickler vom Sonic Team ernst damit gemacht, die Welt zusammenzubringen, und das mit Erfolg. Es ist einfach toll, seinen Charakter aufzuleveln und dabei Geschichten aus Irland zu hören.
Zur Kommunikation dient hierbei ein dreistufiges Interface, welches auf Knopfdruck zur Verfügung steht. Entweder man chattet direkt per Software-Tastatur oder echter Tastatur (empfohlen) oder man bedient sich des "Wordselectors". Jenes ist eine nette Idee der Entwickler, denn hier kann man aus dutzenden Menüs Sätze zu fast jeder Lebenslage zusammenstellen, wobei der Clou dabei ist, dass innerhalb dieses Systems jeder User die mit dem "Wordselector" erstellten Sätze in seiner eigenen Landessprache angezeigt bekommt (zur Auswahl stehen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch sowie Japanisch). Die einzelnen Sätze und Emoticons erscheinen in einer Sprechblase über den Köpfen der einzelnen Spieler, was durchaus witzig ist, ab und an jedoch auch die Sicht versperrt.
Für den Erfolg der Kämpfe in "Phantasy Star Online" müssen die Party-Mitglieder ihre Aktionen oft gut aufeinander abstimmen, da jede Charakterklasse ihre eigenen Vor- und Nachteile hat. Einfaches "Draufhalten" nützt nichts, jeder muss seine Charakterklasse gut kennenlernen und dementsprechend handeln. Ob eine Party gut eingespielt ist, zeigt sich spätestens in den Bossfights, welche wirklich schön inszeniert sind. Wer einmal den riesigen Drachen am Ende der Forest Stage gesehen hat, weiß, was ihn erwartet. Hier sind immer besondere Strategien erforderlich, da die Obermotze trotz ihrer Größe enorm flink sind und einige Finten in Petto haben.
PSO heute?
Heute, mehr als ein Jahrzehnt nach der Erstveröffentlichung, werden sich sicherlich viele Spieler fragen, wieso man PSO heute noch spielen sollte, schließlich gibt es technisch weitaus fortgeschrittenere Online-Rollenspiele, die noch dazu mit einer oftmals riesigen Community aufwarten können. Und wird PSO heute überhaupt noch gespielt? Sind die Server nicht schon längt offline?
Erstmal vorne weg: Ja, es lohnt sich. PSO ist nicht nur ein immer noch faszinierendes Spiel, sondern macht noch heute ordentlich Laune, auch wenn die Spielergemeinde mittlerweile ziemlich geschrumpft ist.
Die offiziellen Server, wurden im Jahr 2007 endgültig abgeschaltet. Das bedeutete aber noch lange nicht das Ende, seitdem sind die meisten Spieler einfach auf private Server umgestiegen, wie etwa Sylverant oder SCHTHACK. Auf diese privaten Server kann man sich mit wenigen Handgriffen einloggen und mit allen bisherigen Charakteren weiterspielen. Auch die Spielergemeinde ist noch durchaus aktiv. Wer unter der Woche spielen möchte, der sollte sich vorab mit ein paar Mitspielern zum Beispiel in unserem Forum verabreden, am Wochenende findet man in der Regel aber auch so genügend Mitspieler. Mehr dazu findet ihr unter PSO auf privaten Servern.
Fazit
Mit Phantasy Star Online leistete SEGA absolute Pioneerarbeit. Mit dem Spiel erschuf man nicht nur das erste Online-Rollenspiel auf einer Konsole, sondern auch einen zeitlosen Klassiker. Auch heute lohnt es sich noch immer den Titel zu spielen - auch wenn das mittlerweile nur noch auf privaten Servern möglich ist. PSO gehört definitv in jede Dreamcast-Sammlung, auch wenn es seine wahre Qualität erst im Online-Modus zeigt. Wer das Spiel nur im Offline-Modus spielen möchte, kann von der Wertung allerdings 1 bis 1.5 Punkte abziehen.
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